Bei diesem Halbschrank handelt es sich vermutlich um ein Möbel aus dem Inventar des einstigen Berliner Schlosses. Die Besonderheit an diesem Stück ist die in der Manier von André-Charles Boulle gestaltete Marketerie mit Schildpatt und Messing (Première partie) auf der Türfront und auf den konkav geschweiften Seitenteilen. Sie sind als Füllung in einem mit Ebenholz furnierten Rahmen angelegt. Boulle, ein Pariser Ebenist, verhalf dieser Ästhetik im 17. Jahrhundert zum Durchbruch. Die von vielen Ebenisten übernommene Mode breitete sich bis weit in das 19. Jahrhundert, in nahezu allen europäischen Regionen, als Luxusartikel schnell aus. Das Objekt befindet sich heute im Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Potsdam und wurde in Teamarbeit im Zuge einer Studienarbeit an der FH Potsdam restauriert und dokumentiert. Genauer genommen handelt es sich um eine Teilbearbeitung der linken Korpus-Seite, einschließlich der zugehörigen Beschläge und Applikationen in Messing und Bronze. Das Möbel war ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Studierenden aus verschiedenen Jahrgängen.

Aus dem Auge des Restaurators betrachtet, liegt die Brisanz in der Materialvielfalt und wie sie zusammengesetzt ist. Das Nebeneinander unterschiedlicher Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften hat das Potenzial, sich gegenseitig im wahrsten Sinne aus den Fugen zu heben. Temperaturunterschiede sorgen dafür, dass sich diese Werkstoffe unterschiedlich ausdehnen und zusammenziehen. Diese Spannungen sind ein Hauptgrund, weshalb sich Teile aus der Marketerie und vom Untergrund ablösen. Die Aufgabenstellung für dieses Projekt beinhaltete unter anderem das Niederleimen von Messing in Schildpatt auf den Holzuntergrund. Marketerien bestehen aus ausgeschnittenen Teilen unterschiedlichster Werkstoffe, die, nicht wie bei einer Intarsia, eingelegt, sondern zu einem Bild zusammengefügt und auf einem Trägermaterial aufgeleimt werden.

Ziel der Restaurierung war die Untersuchung sowie die Identifikation der Materialien und die Dokumentation des Objektes, dazu das Reinigen sowie das Niederleimen aller gelösten Teile in der Marketerie.