REFERENZEN

Altarrelief um 1480

Restaurierung eines Altarfragments um 1480

Im Auftrag von Diplom-Restauratorin und Tischlermeisterin Martina Schulz in Hamburg durfte ich ein bedeutendes Teilfragment eines süddeutschen Altars aus der Zeit um 1480 restaurieren. Die in Lindenholz geschnitzte Figurengruppe war ursprünglich Teil eines größeren Retabels und zeigt die Szene der Heiligen Sippe – ein zentrales Motiv der spätgotischen Kunst.

Restaurierung Relief eines Altars
Restauration Sakrale Kunstobjekte
Restaurierung Relief eines Altars

Untersuchung und restauratorisches Konzept

Zunächst wurde das Objekt auf Rückstände einer möglichen Farbfassung untersucht. Ziel war es, die Spuren einer früheren Überarbeitung zu verstehen, denn vermutlich wurde die originale Polychromie im 19. Jahrhundert, in der Gründerzeit um 1870–80, vollständig entfernt. Starke Verfärbungen des Holzes deuten auf ein Abbeizen mit starker Lauge hin.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entwickelte ich ein Restaurierungskonzept: Schwundrisse, die durch Temperaturschwankungen entstanden waren, wurden mit Holzspanen geschlossen. Anschließend erfolgte die Reinigung der stark verschmutzten Oberfläche mit einer wässrigen Lösung. Diese Arbeit war anspruchsvoll, da die Tiefen und Höhen des Reliefs sensibel behandelt werden mussten – eine zu intensive Reinigung hätte zu einem unerwünschten Substanzverlust und einer überhellten Wirkung geführt. Die Ergänzungen in Lindenholz wurden sorgfältig eingepasst und farblich angepasst.

Die Darstellung der Heiligen Sippe

Die Szene der Heiligen Sippe umfasst nicht nur Maria, Josef und das Jesuskind, sondern auch Marias Eltern Joachim und Anna sowie weitere Verwandte, wie Johannes den Täufer. In der christlichen Kunst erlaubt dieses Motiv eine erweiterte Darstellung von Familie und Gemeinschaft. Kunsthistorisch hebt es die enge Verbindung von Menschlichkeit und göttlicher Präsenz im Alltag hervor – ein zentrales Anliegen der spätgotischen Frömmigkeit.

Der gotische Knick in der Holzschnitzerei

Besonders bemerkenswert ist die Haltung der Figuren: der sogenannte gotische Knick. Dieses charakteristische Stilmerkmal zeigt sich in einer S-förmigen Körperlinie, bei der das Becken zur Seite kippt, der Oberkörper sich gegensinnig neigt und der Kopf leicht schräg gestellt ist. Diese subtile Bewegung verleiht den Figuren eine lebendige, fast tanzende Ausstrahlung.

In den Werkstätten der Gotik arbeiteten Tischlerwerkstatt und Bildhauer eng zusammen. Aus Hölzern wie Linde oder Eiche entstanden Meisterwerke, deren tief geschnittene Faltenwürfe den Knick betonten und durch Licht und Schatten eine besondere Plastizität erzeugten.

Restaurierung in Berlin und Potsdam

Die Restaurierung dieses spätgotischen Fragments zeigt, wie anspruchsvoll Holzrestaurierung und präventive Konservierung in der Denkmalpflege sind. In meiner Restaurierungswerkstatt in Berlin und Potsdam liegt der Fokus darauf, historische Objekte mit Respekt vor ihrer Geschichte zu bewahren – sei es durch die Restaurierung antiker Möbel in Berlin, durch Holzrestaurierung an sakralen Kunstwerken oder durch die sorgfältige Erforschung von Farbschichten. Solche Projekte verdeutlichen, dass jede Restaurierung ein Dialog zwischen Handwerk, Kunstgeschichte und Wissenschaft is