Schwedischer Stuhl um 1800 – Ephraim Ståhl (Stockholm), Provenienz Schloss Liebenberg bei Oranienburg
Dieser gepolsterte Stuhl lässt sich der Stuhlmanufaktur von Ephraim Ståhl in Stockholm um 1800 zuordnen. Er stammt aus dem Schloss Liebenberg bei Oranienburg, dessen Ausstattung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs teilweise verbrannte und geplündert wurde. Der Stuhl ist somit nicht nur ein feines Beispiel skandinavischer Ebenistenkunst, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis der Sammlungsgeschichte.
Befund & Farbschichtenanalyse
In unserer Restaurierungswerkstatt Berlin wurden mikroinvasive Proben entnommen und als Querschliffe (DF-/UV-Auswertung) untersucht. Rekonstruiert werden konnten drei Fassungen:
Erstfassung: Polimentvergoldung an allen Bauteilen; die Verzierungen waren wohl bronziert.
Zweite Fassung: Überarbeitung mit Bleiweiß (hell gefasst), Bronzen an den Ornamenten.
Dritte Fassung: Überarbeitung mit Zinkweiß; die Ornamentik erneut bronziert.
Ein späterer brauner Alkydharzanstrich (DDR, 1980er) überdeckte große Bereiche. Die Analyse der Schichtenfolge bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen einer authentischen Restaurierung antiker Möbel
Polsterung – Untersuchung und konservatorische Restaurierung
Steht noch aus
Holz- und Fassungsarbeiten
Konstruktive Schwachstellen (Zapfen-/Schraubverbindungen) wurden festgelegt, lockere Kreidegrundschollen konsolidiert, Bronzen gefestigt und störende Spätschichten selektiv reduziert, ohne die historische Substanz zu gefährden. Jede Maßnahme folgt den Prinzipien Minimalintervention, Reversibilität, Materialverträglichkeit – Standards unserer Möbelrestaurierung Berlin.
Die Fassung wird demnächst rekonstruiert.
Das Anfertigen von Querschliffen für die Analyse von Farbschichten auf einem Holzträger ist eine präzise Methode, mit der Restauratoren die Zusammensetzung und Schichtung von Farbmaterialien mikroskopisch untersuchen können. Dabei werden winzige Proben des bemalten Objekts entnommen und in einem Harzblock eingebettet, um sie dann quer zu den Farbschichten zu schneiden und unter dem Mikroskop zu analysieren. Diese Technik ermöglicht es, die einzelnen Schichten und ihre Abfolge genau zu identifizieren, was für eine sachgemäße Restaurierung und die historische Forschung von entscheidender Bedeutung ist, indem es Einblicke in die ursprünglichen Materialien und Techniken des Künstlers bietet. (Abb. oben links, Querschliff DF Aufnahme, und rechts unter UV-Licht) Farbschichtenanalysen auf gefassten Möbeln und Holzskulpturen sind ein wesentlicher Bestandteil der konservatorischen Forschung, die dazu dient, die ursprünglichen Farbgebungen und Techniken der Künstler zu verstehen, bevor restauratorische Maßnahmen ergriffen werden. Durch mikroskopische Untersuchungen, chemische Tests und manchmal auch durch den Einsatz von Spektralanalyseverfahren kann die Zusammensetzung der Farbschichten genau bestimmt werden. Diese Informationen sind entscheidend, um eine möglichst authentische Restaurierung durchzuführen, bei der die historische Integrität und ästhetische Wirkung des Objekts respektiert und bewahrt wird.
Ergebnis und Einordnung
Der Stuhl zeigt wieder seine klare, elegante Linienführung und eine stilgerechte Oberflächenwirkung. Die Polsterung ist nutzungssicher und formtreu, die Fassung wissenschaftlich dokumentiert – ein Beispiel dafür, wie Möbelrestaurator Berlin, Holzrestaurierung und kunsthistorische Forschung zusammenwirken, um ein skandinavisches Spitzenstück um 1800 fachgerecht zu bewahren.