Reliquienbüste – Holzskulpturen-Restaurierung in Berlin
Diese Reliquienbüste ist aus Lindenholz geschnitzt und trägt auf Brusthöhe ein rundes Reliquienfach, das von einem fein gearbeiteten Kranz gerahmt wird. Nach einem Schaden war dieser Kranz gebrochen; in meiner Restaurierungswerkstatt Berlin wurde er passgenau neu verklebt und statisch gesichert. Vor dem Kleben erfolgten eine trockene Reinigung, die Dokumentation der Bruchkanten und eine Probeanpassung. Verklebt wurde mit einem reversiblen proteinbasierten Leim (hausenblasen-/hautleim), kleine Fehlstellen wurden mit Kreide-Leim-Kitt ergänzt und farblich zurückhaltend retuschiert. So bleibt die Eingriffstiefe minimal und später nachvollziehbar
Einordnung und Befund
Form, Lockenstil und die Präsenz eines glasierten Reliquienfensters sprechen für eine mitteleuropäische Arbeit des 17.–18. Jahrhunderts (Süddeutschland/Österreich wahrscheinlich). Viele solcher Büsten waren ursprünglich gefasst und polimentvergoldet; bei zahlreichen Exemplaren wurde die Fassung im 19. Jh. entfernt und durch braune Lasuren ersetzt. Eine Farbschichtenanalyse (Querschliff/UV) kann mögliche Restfassungen nachweisen und bei einer künftigen Rückführung helfen.
Konservatorische Maßnahmen
Festigung lockerer Holzpartien und Haarrisse im Bereich des Reliquienfachs
Klebung des Kranzes, ggf. Mikro-Stiftsicherung in verdeckten Bereichen
Schließen kleinster Fehlstellen, Ton-/Glanzangleich durch reversible Retusche
Präventive Konservierung: klimastabile Aufstellung, Schutz vor UV-Strahlung und Staub
Die Büste ist damit wieder stabil, präsentationsfähig und bleibt zugleich als historisches Zeugnis unverfälscht.
Wenn du möchtest, kann ich noch eine kurze Inschriftaufnahme anregen (Schräg-/Streiflicht, UV-Foto). Lässt sich der Schriftzug rund um den Kragen entziffern, sind genauere Recherchen zu Patronym/Heiligenname über kirchliche Inventare möglich – eine gute Basis für weitere Schritte in Denkmalpflege und Restaurierung in Potsdam und Berlin.