REFERENZEN

Biedermeier Tisch um 1820

Biedermeier-Tisch restaurieren – runder Vasentisch mit Intarsien (um 1920)

Der runde Biedermeier-Tisch kam mit erheblichen Oberflächenschäden in meine Restaurierungswerkstatt in Berlin: tiefe Druckstellen, Kratzer und breite Trocknungsrisse durch jahrelange Nutzung und wechselnde Raumklimata. Nach der Bestandsaufnahme und Fotodokumentation entstand ein Restaurierungskonzept, das Substanz erhält, Funktion sichert und die historische Anmutung respektiert – genau der Ansatz, den ich verfolge, wenn Kundinnen und Kunden ihren Tisch restaurieren lassen möchten.

vor_der_Restaurierung
Vor der Restaurierung
Nach der Restaurierung

Befund und Vorbereitung

Zunächst wurde die Platte schonend gereinigt, um Schmutzschichten und Politurrückstände zu lösen. Druckstellen wurden, wo die Fasern noch komprimiert (nicht gebrochen) waren, mit Feuchte-/Wärme vorsichtig ausgedämpft. Kratzer mit Faserbruch erhielten feine Kittungen, die Risse wurden von unten stabilisiert und im Faserverlauf geschlossen – so bleibt die Plattenebene ruhig und belastbar. Lockere Furnierbereiche wurden angehoben, Hohlstellen mit warmem Haut-/Knochenleim unterfüttert und plan niedergelegt; fehlende Partien ergänzte ich mit passendem Nussbaum- bzw. Kirschholzfurnier (je nach Originalbild), Maserung und Flader wurden dabei sorgfältig angeschlossen. Das ist klassische Tisch-Furnier-Aufarbeitung – minimalinvasiv, reversibel und tragfähig.

Oberfläche – strapazierfähige Sandarak-Politur

Der vorhandene, stark vergilbte Überzug nahm dem Holz Tiefe und Transparenz. Statt „komplett neu und dick“, habe ich die Schichten kontrolliert reduziert und die Oberfläche anschließend mit einer Sandarak-Politur aufgebaut. Sandarak ist ein harter Naturharz (spirituös verarbeitet), der abriebfest, klar und im Vergleich zu öligen Systemen farbneutral ist – ideal, wenn man einen Esstisch oder Salontisch wieder alltagstauglich machen will. Das Finish wurde in mehreren dünnen Gängen angelegt, zwischendurch fein mattiert und am Ende seiden glänzend auspoliert. Damit vereint die Platte Schutz, Tiefe und eine Epoche-gerechte Anmutung. Wer in Berlin einen antiken Tisch restaurieren oder Tisch lackieren lassen möchte, profitiert genau von dieser Kombination: Substanz schützen, Wirkung klären, Patina respektieren.

Vasentisch um 1920 – Form, Intarsien, Einordnung

Der Tisch lässt sich in die Neobiedermeier-Tradition um 1920 einordnen: ein runder Vasentisch mit zentralem, vasenartig profiliertem Schaft und dreipassigem Fuß (drei geschweifte Ausleger), der Stabilität und Leichtigkeit verbindet. In die Mitte der Platte ist eine feine, florale Intarsien-Rosette aus Nussbaum eingelassen; eine umlaufende Fadenintarsie fasst die Fläche wie ein Zierkeder. Diese dekorative Zurückhaltung knüpft an das historische Biedermeier (ca. 1815–1848) an, wurde aber in den 1910/20er-Jahren bewusst neu interpretiert: klare Geometrie, ruhiges Furnierbild, hochwertige Handwerksdetails. Viele solcher Tische standen als Salontische im bürgerlichen Wohnraum – als Ort für Kaffee, Lektüre und Gespräch. Genau dafür sind strapazierfähige Polituren wichtig.

Restauratorische Details – Stabilität und Nutzung

Bei runden Platten mit altem Leimfugen- und Furnierverbund liegt die Herausforderung im spannungsarmen Aufbau. Deshalb wurden die Risse von der Unterseite mit dezenten Einlagen gegengezogen, damit sich neue Spannungen nicht in die Fläche übertragen. Laufend prüfe ich den Verzug in mehreren Richtungen; nur wenn die Ebene stimmt, entwickelt eine Sandarak-Politur ihren ruhigen Spiegel. Kleine, unauffällige Retuschen (Ton- und Glanzabgleich) schließen die Arbeiten ab – so bleibt die Restaurierung lesbar und zugleich unaufdringlich

Ergebnis

Der Tisch zeigt wieder ein geschlossenes, lebendiges Furnierbild, die Intarsien-Rosette ist klar ablesbar, und die Platte verfügt über einen robusten, pflegeleichten Schutz. Alltagskratzern begegnet die Sandarak-Politur mit guter Widerstandsfähigkeit; sollte sie nach Jahren nachlassen, lässt sie sich reversibel regenerieren – ein großer Vorteil gegenüber dicken, nicht epochegerechten Lackschichten.

Warum dieser Weg?

Wer einen Tisch restaurieren lassen möchte, erwartet ein authentisches Resultat – nicht Hochglanz um jeden Preis. Darum verzichte ich auf überzogene Abträge und auf optische „Glättungen“, die das Möbel seiner Geschichte berauben. Stattdessen gilt: Minimalintervention, Reversibilität und Materialverträglichkeit. Ob antiker Tisch restaurieren, Tisch neu furnieren, Tisch lackieren lassen Berlin oder Tisch restaurieren Kosten transparent kalkulieren – jede Maßnahme folgt einem klaren, dokumentierten Konzept.

So bleibt dieser runde Vasentisch nicht nur ein schönes Objekt, sondern ein gebrauchsfähiges Möbel mit Charakter: historisch stimmig, handwerklich solide, ästhetisch ruhig – bereit für viele weitere Jahre im täglichen Einsatz